Alexander Bickenbach, Absolvent Produktion

„Man muss schon seinem Bauch vertrauen“

Er will den Zuschauer mit seinen Filmen finden. Dafür nimmt Produzent Alexander Bickenbach gerne den kreativen Marathon immer wieder aufs Neue auf sich.

„Ich lese etwas, und es muss mich berühren“, erklärt Alexander Bickenbach die Auswahl der Stoffe, die er mit seiner Firma Frisbeefilms entwickelt und realisiert. Dabei geht der Produzent zuallererst ganz stark nach seinem Bauchgefühl. Stimmt dieses, kann er die Kraft entwickeln, den Marathon mit einer Geschichte zu gehen. Erst dann kommt die Analyse, in der er sich fragt, für wen die Geschichte etwas ist und wen er damit finden kann.

Eigene Geschichten
Die Geschichte steht für den Produzenten an oberster Stelle. Eine Überzeugung, die er aus dem Studium an der Filmakademie mitgenommen hat. „Ich habe in Ludwigsburg gefunden, was ich erzählen will“, sagt er bestimmt. Zuvor hat der heutige Kinofilmproduzent BWL studiert und einige Jahre als Herstellungsleiter für Werbung und Shows gearbeitet. Immer für Auftraggeber und immer mit Inhalten von anderen. „Das war ein entscheidender Schritt, mich nicht mehr um Fremdinhalte zu kümmern“, erinnert er sich. Mit viel Engagement und Leidenschaft begann Alexander Bickenbach sein Studium der Produktion an der Filmakademie. Fast jeden Tag ging er mit seinen Kommilitonen ins Kino, tauschte sich über Filme aus und lernte die Kreativen kennen, mit denen er heute noch zusammenarbeitet. „Die ersten zwei Wochen an der Filmakademie habe ich mir alle Kurzfilme der Autoren und Regisseure angeschaut“, erzählt er. Herausfinden, wer zu den Top-Talenten gehört und mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten, war das Ziel, und das zählt er auch heute noch zu den Aufgaben eines guten Produzenten.

Katze im Sack
„Der kreative Output und die Banden fürs Filmemacher-Leben machen Ludwigsburg einzigartig“, ist er sich sicher. Auch heute noch arbeitet Bickenbach mit vielen Autoren und Regisseuren aus dem Netzwerk der Filmakademie zusammen.
Seinen Diplomfilm KATZE IM SACK realisierte der Produzent mit den Filmakademie-Alumni Florian Schwarz und Michael Proehl. Ein „Ur-Ludwigsburger“ Film, sagt er. Und ein Film, der den Weg zur Gründung der eigenen Produktionsfirma Frisbeefilms ebnete und zugleich aus einem Rückschlag entstanden ist. Zuvor hatte dasselbe Kreativ-Team einen Kurzfilm realisiert. „Der war so schlecht, dass er im Giftschrank verschwunden ist“, schmunzelt Alexander Bickenbach rückblickend. Aber das Team blieb zusammen und schuf wie „Phoenix aus der Asche“ die KATZE IM SACK. Die düstere Großstadtstory war auf vielen Festivals erfolgreich, gewann unter anderem den Drehbuchpreis beim Max Ophüls Filmfestival in Saarbrücken. Sein Resümee: „Auch ein Rückschlag kann genau das Richtige sein, um etwas Tolles zu erschaffen.“

Frisbeefilms
Der Film KATZE IM SACK führte Alexander Bickenbach schließlich zur Gründung seiner eigenen Produktionsfirma Frisbeefilms in Berlin, die er heute mit seinem Bruder, Filmakademie-Absolvent Manuel Bickenbach, führt. Die beiden Brüder entwickeln und realisieren gemeinsam mit ihrer unabhängigen Produktionsfirma Stoffe für nationale und internationale Kinofilme. Dazu gehört NIMMERMEER, der mit dem Studenten-Oscar in Los Angeles ausgezeichnet wurde, wie auch die preisgekrönten Filme WIR WOLLTEN AUFS MEER und SCHWERKRAFT. Zuletzt realisierte Frisbeefilms den Thriller STEREO mit Moritz Bleibtreu und Jürgen Vogel in den Hauptrollen, der für den Deutschen Filmpreis nominiert wurde. Bei seinem aktuellen Projekt arbeitet Alexander Bickenbach wieder mit einem ehemaligen Filmakademie-Studenten zusammen. Sven Taddicken übernimmt die Regie beim Film GLEISSENDES GLÜCK. Die Liebesgeschichte erzählt von der ewigen Suche nach Glückseligkeit und der heilsamen Kraft der Liebe.

Freiheit und Leidenschaft
Den Vorteil an der Führung seiner eigenen Produktionsfirma sieht der Produzent in der Freiheit, selbst zu entscheiden, was er machen will. Diese „kreative Freiheit und die Unsicherheit, ob das, was unsere Vision ist, bei den Menschen ankommt“, machen das Filmemachen so spannend und besonders für ihn. Dabei hat er auch die Möglichkeit, das zu schützen, was er an Überzeugungen für sich im Verlauf der Zeit gewonnen hat. So steht für ihn an erster Stelle die Geschichte, dann die Leidenschaft, und schließlich kommt das Geld. Die Leidenschaft ist es auch, die ihn Zweifel und schwierige Phasen überstehen lassen. Diese gehören in diesem „wahnsinnig intensiven Leben, in dem sich Beruf und Privatleben bedingen“, immer dazu. „Im Studium ist es noch einfacher, aber dann kommt die Marktrealität“, sagt er. Gerade als Kinoproduzent sucht er immer nach neuen Stoffen. Stoffen, mit denen er den Zuschauer finden kann.

Jeder Film eine Familie
Auch Fernsehfilme zu produzieren, schließt Alexander Bickenbach grundsätzlich nicht aus, doch letztlich gehört der Film für ihn ins Kino. „Da beginnt die Träumerei“, sagt er. Und um die geht es ihm beim Filmemachen. Besonders schön findet er die Bande, die bei jedem neuen Projekt entstehen. „Jeder Film ist wie eine Familie“, sagt er. Das Netzwerk aus Ludwigsburger Zeiten hat er sich bis heute erhalten. Mit jedem Projekt fängt der Produzent immer wieder bei Null an. Dabei behält er das Ziel vor Augen, in Verbindung mit der kreativen Freiheit, die ihn bis heute an seinem Beruf begeistert. Am Anfang eines jeden Projekts hört Alexander Bickenbach aber immer auf eines: sein Bauchgefühl.

Alumni-Profil

Autorin: Elena Preine