Andreas Roth, Absolvent Werbefilm (Regie)

Über den Werbefilm nach Hollywood

Andreas Roth ist einer der erfolgreichsten Alumni der Werbefilmklasse. Sein Werbefilm für die Marke Dirt Devil wurde nicht nur mit zahlreichen Auszeichnungen überhäuft, sondern u.a. im Museum of Modern Art in New York ausgestellt . Auch die folgenden Werbefilme für Herbaria oder Oceana waren große Erfolge auf den Festivals der ganzen Welt.

Angefangen hat alles in seiner Heimatstadt Hamburg, wo er bereits in der Oberstufe erste Kurzfilme drehte. „Ich würde sagen, dass Computerspiele maßgeblich daran beteiligt waren, dass ich mich für Film interessiert habe. Durch die Bearbeitung von eigenen In-Game-Szenarien kam ich zum Erlernen von Schnittprogrammen, und alles nahm seinen Lauf.“

Einen Lieblingsfilm hat Andreas nicht, kann aber einige Filme nennen, die ihn in seinem Denken und bei seinem Werdegang als Regisseur beeinflusst haben:

„SEVEN von Fincher, war immer einer meiner Favoriten. I SAW THE DEVIL von Kim Jee-woon ist ebenfalls ganz weit oben in meiner Liste. Grundsätzlich faszinieren mich eher düstere Thriller, oder auch Horrorfilme. Wenn ein Film es schafft, einen aufzusaugen und immer mit einem Fragezeichen bis zum Schluss versieht, dann würde ich sagen, ist das Ziel für mich erreicht.“

Regisseure, die er besonders schätzt, sind u.a. David Fincher, Tony und Ridley Scott, Michael Bay, Jonathan Glazer und Noam Murro. Vor allem auch, weil diese den Sprung aus der Musikvideo-/Werbewelt in den Spielfilmbereich geschafft haben.

Erste Schritte in der Medienwelt ging Andreas durch ein Praktikum in einer Werbefilmproduktionsfirma, der Markenfilm GmbH. Anschließend war er kurzfristig beim NDR beschäftigt und wechselte daraufhin auf die Agenturseite. Dort arbeitete er als Junioreditor für ein halbes Jahr bei Jung von Matt in Hamburg und realisierte mit 21 seinen ersten Werbespot für die Hamburger Morgenpost. Nach diesem Erfolgserlebnis fasste er den Entschluss, den entstandenen Spot bei der Filmakademie Baden-Württemberg einzureichen, um sich für die Studienrichtung Regie zu bewerben.

„Die Filmakademie war und ist der perfekte Ort, Filme mit Gleichgesinnten und vor allem talentierten, jungen Menschen zu realisieren. Letztendlich würde ich sagen, dass man zwar auch viel Fachliches gelernt hat, aber viel mehr über sich selbst und über seine Mitmenschen. Das ‚Netzwerken’ und das spätere Zusammenarbeiten mit ehemaligen Kommilitionen ist, denke ich, das größte Privileg.“

Speziell auf die Werbefilmproduktion bezogen, war es für ihn ein Segen, dass man an der Filmakademie eigene Ideen für Kunden realisieren konnte, bei deren Entwicklung man autark war.

In der realen Werbewelt sei alles viel strikter organisiert. Die Agentur verkauft dem Kunden ein Konzept, dieses wird abgenommen, und danach schicken die Agenturen die Kreation zu Produktionen, die ihre Regisseure für die möglichen Jobs vorschlagen. „Da man als Regisseur Freelancer ist, gibt es kein wirkliches ‚geschafft’. Aber durch die Arbeiten an der Filmakademie konnte ich ein Showreel aufbauen, das diverse Produktionen überzeugt hat, mit mir arbeiten zu wollen.“

Die Filmakademie war auch neben der Portfolioarbeit eine sehr gute Vorbereitung. So waren realitätsnahe Unterrichtseinheiten, speziell was das Pitchen und Treatment-Schreiben angeht, von großem Vorteil beim Sprung in die Branche.
Die reale Berufswelt sehe dann aber irgendwie doch anders aus und man springe eigentlich immer wieder neu ins kalte Wasser. Der Sprung in amerikanische Gewässer erfolgte bei Andreas, nachdem er mit Hilfe seiner Agentur Driven by Creatives, Kontakt zu diversen US-Produktionen aufnehmen konnte, bald darauf ein Arbeitsvisum erhielt und von der Werbefilmproduktion des Hollywood-Regisseurs Ridley Scott unter Vertrag genommen wurde.  

„Durch das Stipendium an der UCLA konnte ich schon während der Filmakademie ein wenig die Luft von Los Angeles schnuppern. Ich habe das Gefühl, dass die amerikanischen Agenturen einen Regisseur auswählen, damit er die Zügel in die Hand nimmt und eine konkrete Vision vertritt. In Deutschland konnte ich die Erfahrungen machen, dass man eher als Sparringspartner gesehen wird. Kreative von Agenturen wollen zusammenarbeiten und weniger loslassen. Allerdings würde ich diese Ansicht nicht pauschalisieren.“

Die Werbefilmwelt ist für Andreas eine Art zweite Filmschule. Man lernt mit jedem Projekt neue Leute kennen, und das Erfahrungslevel steigt ebenfalls. Es werden sehr viele Möglichkeiten als Regisseur geboten. Aufgrund der noch vorhandenen Budgets konnte er viele technische Spielereien ausprobieren, die ihm sonst verwehrt geblieben wären. Werbung kann, seiner Meinung nach, auch künstlerisch wertvoll sein.

„Für mich bedeutet Kunst, wenn man eine Arbeit schafft, die eine persönliche Botschaft, ein Gefühl oder Emotion transportiert und Menschen anregt, darüber nachzudenken. Vor allem eine Arbeit, die man aus purer Passion kreiert.“

Um das bei seinen Filmen zu erreichen, versucht er so viele Inspirationen wie möglich zu sammeln. Quellen dafür sind für ihn Musik, Filme, Computerspiele, Fotografie, Kunst, Pinterest und Blogs. Auch Gespräche und der regelmäßige Austausch mit einer Reihe von guten Freunden aus der Kreativbranche gehören dazu.

„Die Frage nach Bewegtbild-Content ist zur Zeit größer als jemals zuvor. Ich denke, dass es in der Zukunft weiterhin wichtig sein wird, die Zuschauer mit guten Geschichten zu fesseln. Die Story bleibt immer das A und O. Paart man dies mit einer besonders guten Exekution, wird man auf sich aufmerksam machen.“

Alumni-Profil

Autor: Peer-André Grothe