BEREN BAUMGARTNER, Absolvent Interaktive Medien

Unternehmer mit Herz für Kreatives

Beren Baumgartner führt in seiner Rolle als Geschäftsführer eines App- und Games-Studios seine beiden Leidenschaften zusammen. Und setzt bewusst auf ein Feld, das Neuland ist: das der Interaktiven Medien.

Beren, 33, schwirrt durch die Räume seines Büros, greift nach einer Schachtel, öffnet sie und zeigt stolz, woran er und seine Kollegen für Ravensberger gearbeitet haben: Auf den ersten Blick vermutet man ein gewöhnliches Puzzle. Das TIPTOI: DIE RITTERBURG holt den Klassiker jedoch ins digitale Zeitalter: Mit einem Stift bewaffnet, kann man hinter dem Puzzlespiel eine Abenteuergeschichte entdecken. Man wird dabei von einer Stimme angeleitet, für noch mehr Spielspaß. Auch das Smartphone kommt jetzt bei Brettspielen zum Einsatz. Zeitland, so heißt Berens Produktionsstudio, steht für Konzepte, die das Fenster zur digitalen Welt öffnen und auskosten.

Beren brennt neben klassischen Videospielen für Hybridprojekte wie diese - und beweist damit Mut. Denn die Gamesbranche, in der er mit seiner Firma Zeitland mitmischt, ist ein Wirtschaftszweig, der hierzulande noch in den Kinderschuhen steckt.

Beren entdeckt früh seine Leidenschaft. Als Schüler ist er verrückt nach Computerspielen, sein Highlight der USA-Urlaube mit seinen Eltern sind die vielen bunten Spiele, die er importiert. "Ich erinnere mich noch bildhaft daran, wie ich am Schneider-PC meiner Eltern sitze und MONKEY ISLAND spiele", erzählt Beren und grinst. Bald schreibt er erste kleine Programme und gestaltet Internetseiten. "Irgendwie bin ich immer zwischen Games und Design hin- und hergerutscht", sagt Beren, der damals noch nicht ahnen konnte, wie gut sein Profil auf das neu gegründete Studium Interaktive Medien passen sollte.

Nach einem Bachelorstudium im Fach Animation freut sich Beren auf den jungen Studienschwerpunkt Interaktive Medien an der Filmakademie - und darauf, in die Heimat zurückzukehren. Der gebürtige Nürtinger, der heute in der Ludwigsburger Mathildenstraße seinen Arbeits- und in unmittelbarer Nähe davon seinen Wohnort hat, setzt bewusst auf den Südwesten. "Ich finde es wichtig, dass Forschung, Bildung und der Markt in einem Fluss sind - in Ludwigsburg findet man das vor allem dank der Filmakademie noch vor."

2008, als er das Projektstudium antritt, sind sie zeitweise nur zu dritt in ihrem Fachbereich. Beren denkt "nur positiv" an seine Zeit an der Filmakademie zurück. Aufregend, aber auch fordernd sei es gewesen, sich immer neue Konzepte auszudenken. Warum er sich gerade für die Interaktiven Medien entschieden hat? "Das Besondere an meinem Studienschwerpunkt war für mich, wie breit er gefächert ist. Als Concepter führt man die Ideen verschiedener Abteilungen zusammen und inspiriert sich gegenseitig."

Beren stellt bald fest: Am meisten blüht er auf, wenn er in Teams arbeiten, Menschen anleiten und motivieren kann. "In mir steckte schon immer ein kleiner Unternehmer, ich wusste schon sehr früh, dass ich mal gründen will."

Seine erste GmbH im Games-Sektor gründete er schon vor Filmakademie-Zeiten, als Ein-Mann-Unternehmer. Damals war er 19. Und fuhr an den Wochenenden von seinem Zivildienst nach Hause, um Projekte voranzutreiben. Heute zählt das Kernteam von Zeitland 18 Mitarbeiter. Noch während seines Studiums an der Filmakademie gründet Beren gemeinsam mit zwei Kommilitonen das App- und Games-Studio. 2010 war das, drei Jahre später wird Zeitland zur GmbH. Die beiden anderen Gründungsmitglieder, ein Illustrator und ein Drehbuchautor, haben nach einem Jahr andere Wege eingeschlagen. Beren treibt die Firma weiter voran, zunächst in einem kleinen Büro im Film- und Medienzentrum, später in den jetzigen Büroräumen in der Mathildenstraße.

Während Beren im Eingangsbereich von Zeitland sitzt und aus seinem Berufsleben erzählt, tüfteln seine Kollegen hinter ihm das nächste Game aus und programmieren die App von morgen. Es laufe gut, erzählt Beren, "nach einer etwas holprigen Anfangsphase, aber das ist im Dienstleistungsbereich ja eigentlich immer so." Beren setzt mit seinen jetzigen Mitgesellschaftern Michael Sauer und Hendrik Lesser (Remote Control Productions) auf ein beständiges Netzwerk an Stammkunden, einige davon aus der Region. Wenn Zeit bleibt, schmiedet Beren Pläne für eigene Videospiele, doch die Aufgaben der Geschäftsführung halten ihn sehr auf Trab. Als Student, erzählt er, hatte Beren die Vorstellung, später sein "eigenes Ding zu machen", also mit Ideen für Projekte an den Markt zu gehen. Heute freut er sich über die gute Auftragslage und zuverlässige Kunden: "Wir haben das Glück, für coole Projekte gebucht zu werden. Teils entwickeln wir eigene Ideenwelten, teils arbeiten wir mit vorhandenen Marken - beides hat seinen Reiz."

In drei Minuten ist man von Zeitland aus zu Fuß am Campus der Filmakademie. "Die ‚Aka’ lässt mich irgendwie nicht los", scherzt Beren. Gerne würde er noch öfter mit Absolventen der Filmhochschule zusammenarbeiten, haben die doch dieselbe Ausbildung durchlaufen, die er so schätzt. Doch je nach Projekt sind es vor allem Produzenten, Designer und Programmierer, die Zeitland sucht. Beren merkt man an, dass er in seiner Rolle als Geschäftsführer aufgeht. Ein Motivationsposter im Konferenzraum hält eines seiner Mottos fest: "You have to make every single detail perfect and you have to limit the number of details" (Zu deutsch: Du musst jedes Detail perfektionieren und dich in der Zahl der Details beschränken). Entrepreneurship, neudeutsch für Gründertum, und Management gibt er auf seinem Profil in einem Karrierenetzwerk als Hobbys und Interessen an. "Mein Lieblingsprojekt", Beren überlegt kurz, "ist kein einzelner Auftrag. Mein Lieblingsprojekt ist Zeitland. Die Firma auf- und auszubauen, mit Kunden zu arbeiten und Teams anzuleiten, das ist mein Ding. Ich liebe es, wenn man gemeinsam Lösungen für Herausforderungen findet."

Alumni-Profil

Autorin: Ana-Marija Bilandzija