Hendrik Panz, Absolvent Animation / Technical Director

Hendrik Panz strahlt über beide Ohren. „Ich bin kein guter Informatiker. Ich bin kein guter Programmierer. Ich bin ein visueller Mensch. Ich hatte damit auch lange Zeit Konflikte. Heute merke ich, dass mein Profil sehr begehrt ist in der Industrie. Ein technischer Künstler im Grunde genommen.“ 

Seit gut drei Jahren wohnt Panz in Burbank, Kalifornien, gleich in der Nähe der Walt Disney Animation Studios. Dort arbeitet er zusammen mit einem bis zu 50 köpfigen Kreativteam in der Effect Animation Abteilung. Sie sind für die Spezialeffekte in den Animationsfilmen von Disney verantwortlich und damit so erfolgreich, dass ihre Filme mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden, z.B. 2014 FROZEN und 2015 BAYMAX mit dem Oscar für den besten Animationsfilm.

Panz simuliert am Computer digitale Effekte wie Schnee, Feuer, Magie oder Explosionen. Je nach Projekt soll es mal möglichst realistisch und mal absolut fantastisch im traditionellen Disney-Stil sein. Dabei hat er die Erfahrung gemacht, dass auch große Firmen wie Disney für neue Herausforderungen nicht zwangsläufig die komplizierteste Lösung suchen. „Häufig zählt das, was man am Ende sieht, selbst wenn die Technik, die man benutzt, sehr einfach ist. Es wird überall mit Wasser gekocht.“ Programmkenntnisse sind wichtig, aber die übergeordnete Idee und das Grundverständnis für Animation sind wichtiger. Vor allem Flexibilität und Offenheit für neue Techniken sind es, die ihn bis hierhin gebracht haben.

Sein Interesse für Computeranimation lässt Hendrik Panz zunächst Medieninformatik an der Uni Siegen studieren. Enttäuscht muss er dort feststellen, dass ihm Programmieren als Selbstzweck zu einseitig ist. Bei Panz steht immer das visuelle Ergebnis an erster Stelle. Ein Artikel über innovative Studiengänge macht ihn 2008 auf die Studienprogramme des Animationsinstituts der Filmakademie Baden-Württemberg aufmerksam. Dort stößt er auf das Berufsprofil, das Informatik und Animation in sich vereint: den Technical Director.

„Ok, die machen so Rigging und Shading und Lighting und Effektanimation und Toolprogrammierung. Das war absolut attraktiv, das ist genau das, was ich will. Mir hat Informatik nicht gereicht, da ich direkt am visuellen Output beteiligt sein wollte und nicht nur irgendwie im Hintergrund arbeiten will.“

Er bewirbt sich noch im selben Jahr am Animationsinstitut für  das Studium Technical Director. Mit dem abgeschlossenen Informatikdiplom hatte Panz die perfekten Vorrausetzungen, um in das zweijährige Projektstudium einzusteigen.

Am Anfang, erinnert sich Panz, musste er sich daran gewöhnen, dass man keine eigenen Projekte macht, aber letztlich spiegelt das auch das spätere Arbeitsleben wider. Man wird zu Projekten dazugeholt, um ein Teilproblem zu lösen. Das hat viele Vorteile, was die Abwechslung und die Freiheit in der Projektauswahl betrifft. Vor allem kann man in viele verschiedene Produktionen Einblick gewinnen und die unterschiedlichen Schwerpunkte des Technical Director ausprobieren. Panz ist als „TD“ bei den Studierenden sehr begehrt. Die Lehre erwartete aber auch von ihm, dass er in der Forschungsabteilung des Animationsinstituts mehr mitarbeitet.

„Ich war einer unter den TDs, der immer sehr stark zu der Animations-Seite hin tendiert hat und das ist mir auch mal vorgeworfen worden (lacht), dass ich mich da über das Technical Director-Studium reingeschmuggelt hätte.“

Panz muss lernen zwischen den verschiedenen Anforderungen, die vom Forschungsprojekt, den Studierenden und der eigenen kreativen Selbstverwirklichung gestellt werden, zu jonglieren. Eine sehr intensive Zeit, in der er auch mal mit Widersprüchen zu kämpfen hat. „Ich bin häufig zu tief drin und arbeite 10 Stunden am Rechner, fast unbewegt und denke über ein Problem nach.“

Ludwigsburg als ruhiger Standort bot da den nötigen Ausgleich zum Studium. Es half ihm die Dinge tun zu können, die ihm wichtig waren. Schwimmen gehen oder im Park mal ausspannen gehören dazu. Er genoss das bunte WG-Leben in der Karlstraße und auch die ein oder andere „AI“-Party. 

Nach zwei Jahren im Ländle machte Panz den ersten Schritt über den großen Teich. Bei einem Pixar-Workshop ergreift er die Chance und stellt sich den Dozenten vor. Auf seine Initiative hin bietet man ihm ein Halbjahrespraktikum an, und so arbeitet er in seinem Urlaubsjahr in den USA. „Ich kann nur jedem so ein Praktikum empfehlen. Danach war ich sehr viel ruhiger. Zu sehen, dass ich auf einem guten Weg bin. Dass ich viel lerne und dass ich das umsetzten kann und dass sich das auch im Beruf bemerkbar macht.“ Während des Praktikums bei Pixar lernt er viele Leute kennen, von denen einige auch mit Disney in Kontakt stehen.

Wieder zurück, bot die vom Animationsinstitut veranstaltete FMX - Conference on Animation, Effects, Games and Transmedia für Panz die beste Gelegenheit sein Netzwerk weiter auszubauen. Panz gerät ins Schwärmen. Die FMX in Stuttgart ist als weltweit anerkannte Fachmesse ein idealer Ort zu networken und mit potenziellen Arbeitgebern persönlich in Kontakt zu treten. „Diese Kontakte werden einem vom Animationsinstitut auf dem goldenen Tablett serviert, und wer da nicht zugreift, ist selber schuld.“

Durch das Animationsinstitut der Filmakademie sind die Studierenden eng in die Organisation des Events involviert. So lernte Panz auch eine Vertreterin von Disney kennen. Man kam ins Gespräch, merkte, dass es menschlich ganz gut passt. Und nachdem Panz ihr eine Auswahl seiner Arbeiten gezeigt hatte, war das Eis gebrochen. Zwei Monate und ein paar Gespräche weiter wurde Panz sofort nach seinem Abschluss eine Trainee-Stelle bei den Disney Animation Studios angeboten.

„Die Skills, die du auf deinem Showreel zeigst, sind die, die dich reinbringen. Aber das, was dich bleiben lässt, ist im Endeffekt, wie du menschlich in das Departement passt, ob die Leute gerne mit dir zusammen arbeiten und ob du offen für Veränderungen bist.“

Gerade ist Panz in Deutschland und bewirbt als offizieller Disney Botschafter das aktuelle Projekt BAYMAX in der deutschen Presse. Er ist bei Disney zum Effekts Animator aufgestiegen und gibt nun selbst Workshops als Dozent am Animationsinstitut, in denen er über die Arbeit bei Disney und die Animations-Szene in L.A. berichtet. Dem Animationsinstitut der Filmakademie hat er einiges zu verdanken: „Man kann ohne weiteres sagen, dass ich ohne das Animationsinstitut nicht bei Disney gelandet wäre. Das steht fest!“

Autorin: Caroline Reucker