Max Lang, Absolvent Animation

„Wichtig ist, das Beste zu geben, nie zu schnell zufrieden zu sein und immer dazu zu lernen.“

Eine kleine Maus, die sich auf einem Spaziergang durch den Wald Respekt vor gefährlichen Tieren verschafft, oder eine Hexe, die sich wider Erwarten loyal ihren Weggenossen gegenüber verhält - beides sind Geschichten, die in sich eine Ambivalenz tragen und dramaturgischen Gewohnheiten entgegentreten - Kriterien, für die es sich lohnt, eine animierte Lebenswelt zu erschaffen. „Das Interessante an Animation ist, du kannst eine Welt erzählen, die es nicht gibt, während die Charaktere und erzählten Emotionen schon auf der Realität basieren“, so der Animationskünstler Max Lang.

Die Filme DER GRÜFFELO und FÜR HUND UND KATZ IST AUCH NOCH PLATZ erhielten 2011 und 2014 jeweils eine Oscar-Nominierung in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm.“ Großartige Erfolge, auch wenn es leider nicht für das Siegertreppchen gereicht hat. Aber dabei sein ist alles, und Lang war immer dabei.

Schon während seiner Studienzeit an der Filmakademie hat er für das Studio Soi unter Jakob Schuh und Saschka Unseld, die gleichzeitig seine Dozenten waren, gearbeitet. Dort ist auch DER GRÜFFELO entstanden. Zunächst als Storyboard-Zeichner beschäftigt, rutschte Lang, passend zu seinem Urlaubsjahr, in die Regie - wurde Unseld doch von Pixar nach Hollywood gerufen. Kurz zuvor noch hatte Lang zusammen mit Regina Welker den Trailer für das Cartoon Forum 2008 fertiggestellt. „Ich fand es immer einfacher, auf einen Auftrag hin zu arbeiten als einen Studentenfilm zu machen.“

Nach seiner Ausbildung zum traditionellen Trickfilmzeichner an der Animation School in Hamburg und nach weiterer Berufserfahrung als Trickfilmzeichner in Köln erkannte er die Notwendigkeit, sich weiterzubilden. „Man konnte sehen, dass die Entwicklung in Richtung computergenerierte Filme geht.“ Aber unabhängig vom technischen Fortschritt wollte Lang auch seine dramaturgischen und filmischen Kenntnisse vertiefen. Für Lang war die Filmakademie die erste Wahl.

„Ursprünglich war es mein Ziel, 3D-Animation zu erlernen, was ich aber nie getan habe“, so der Duisburger. „Es ist dann doch hauptsächlich aufs Filmemachen hinausgelaufen.” Ähnlich war es bei Jan Lachauer, seinem Studienkollegen, den er direkt in der ersten Woche an der Filmakademie kennengelernt hat. Ich kam vom analogen Zeichnen, Jan kam eher vom Computer her.“ Eine gute Kombination, die aus den beiden ein kreatives und produktives Duo, aber auch Freunde machte. „Wir haben uns einfach gut ergänzt. Wir haben den gleichen Geschmack, den gleichen Humor und konnten uns gegenseitig viel beibringen.“

Und genau das zeichnete seine Zeit an der Filmakademie aus. Lang durchlief keine typische Laufbahn. Aus seinen Kontakten an der Filmakademie wurden berufliche Beziehungen, aus seinen beruflichen Beziehungen entstanden neue Möglichkeiten der Weiterentwicklung. So hat er in London 2009, als er für Cartoon Network THE AMAZING WORLD OF GUMBALL animierte, seine spätere Frau kennengelernt. Durch den erwarteten Nachwuchs und die bereits geknüpften Kontakte in die Branche war es für den mittlerweile zweifachen Vater nicht ganz einfach, sein Studium an der Filmakademie abzuschließen. Sein Diplom wurde ihm 2011 nach London zugeschickt. Gleich danach erschuf er zusammen mit Jan Lachauer die Verfilmung des Kinderbuchs „Room on the Broom“ („Für Hund und Katz ist auch noch Platz“).

Die große Flexibilität der Filmakademie hat Max Lang damals sehr geholfen, auch wenn ihm diese scheinbar unendlichen Möglichkeiten auf Grund seines perfektionistischen Anspruchs zugleich manchmal eine Bürde waren. „Animation ist einfach langwierig, man investiert viel Zeit in wenige Minuten Film. Wichtig ist, das Beste zu geben, nie zu schnell zufrieden zu sein und immer dazu zu lernen.“ Was Lang aber insbesondere an der Filmakademie gelernt hat, ist, die eigenen Projekte ökonomisch zu halten, „sie vor allem fertigzubringen und loslassen zu können.“ Denn in der beruflichen Realität, so Lang, würden einem selten wieder die technischen Möglichkeiten im Animationsbereich gegeben, wie es an der Filmakademie der Fall sei, und genau das dürfe einen nicht unter Druck setzen.

Inspiration für die kreativen Umsetzungen der Buchvorlagen bekommt er durch Beobachtungen von Freunden und Bekannten. „Oft wird Animation eher für Kinder produziert, aber viele meiner Filme richten sich auch an ein größeres Publikum und werden von Zuschauern jedes Alters verstanden - nur jeweils anders.“ Wichtig ist, sich seiner Verantwortung gegenüber den Lesern bewusst zu sein und gleichzeitig zu überlegen, was man selbst sagen möchte. “Viele Dinge, die man einbringt, sind auch einfach sehr persönlich.”

Am persönlichsten sind ohne Frage eigens geschriebene Geschichten. Mit der Geburt seiner Kinder ist Lang sensibler dafür geworden, in was für einer Welt Kinder aufwachsen. So ist „Families, Families, Families“ enstanden. Das Buch, das im Regal seiner Tochter fehlte. Zusammen mit seiner Frau erarbeitete er eine kindgerechte Darstellung verschiedener familiärer Lebensentwürfe.

Einen besonderen Lebensentwurf, zumindest auf den Job bezogen, realisiert Lang selbst. Er arbeitet freiberuflich von Projekt zu Projekt. Demnächst geht es nach Los Angeles, „zunächst Mal für einen Fernsehfilm. Mehr darf ich gerade nicht sagen.“

Aber einen kleinen Vorgeschmack gibt es schon jetzt: In einem Video vom Weißen Haus hält Obama eine Rede über die Familienpolitik, während hinter ihm im Regal eben genanntes Buch steht und rein bildlich seine Rede unterstützt. Ein weiterer, kleiner Erfolg in Max Langs buntem Leben, welches oftmals genauso ambivalent ist wie seine Geschichten.  

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Ann-Katrin Boberg